Sonntag, 17. September 2006

Kinderbasar

Ein Kinderbasar ist eine Veranstaltung, bei der gebrauchte Kinderkleidung, Spielzeug und Gebrauchsgegenstände rund um Baby und Kind verkauft werden. Am Tag vorher kann jeder seine Sachen mit Preis und Verkäufernummer beschriftet abgeben, sie werden sortiert und am nächsten Tag (hofft man) verkauft.
Wer schon einmal einen solchen Basar besucht hat, weiß, dass dort mit den Müttern und Vätern eine ominöse Veränderung vorgeht. Aus liebevoll umsorgenden Müttern werden gefährliche Jäger. Die Väter, sonst Alphatiere, degradieren zu Lastenträgern. Vor allem die Mütter stehen schon eine Dreiviertelstunde vor der Eröffnung Schlange. Kurz bevor die Tür aufgeht, wird von hinten schon langsam nach vorn geschoben, bis man vorne eingequetscht ist wie die Würstchen im Glas, und man versucht, seine Kinder hochzuheben, um sie vor den Regenschirmspitzen und Körben der Nachbarn zu schützen.
Zu dem Zeitpunkt heißt es: Konzentrieren! Den Blick starr auf die Tür richten, um auch ja den Moment nicht zu verpassen, wenn sie aufgeht. Jetzt bekommen alle den Blick eines Raubtiers, eines hungrigen Raubtiers, um genau zu sein. Sogar die Stille vor dem Angriff fehlt nicht, die Gespräche verstummen.
Dann geht die Tür auf, und die Jagd beginnt. Die vordersten stürmen fast im Laufschritt hinein, zielgerichtet zu den Tischen, auf denen die Größen ihrer Sprösslinge ordentlich aufgereiht liegen. Die Masse strömt nach, und bald sind die Tische belagert von wühlenden Menschen, die sich gegenseitig die schönsten Stücke vor der Nase wegschnappen und in ihre Körbe verstauen. Die Atmosphäre ist mit Spannung geladen, alle bewegen sich hektisch, um möglichst schnell möglichst viele gute Stücke zu ergattern. Und billig sollen sie auch noch sein. Wenn man Glück hat, findet man wunderschöne Sachen für wenig Geld. Es gibt aber auch völlig überteuerte Dinge, oder so richtig schäbige, die eigentlich in den Müll gehören. Da heißt es die Spreu vom Weizen zu trennen. Es herrscht konzentriertes Schweigen, unterlegt von gelegentlichem Murmeln und dem Rascheln von Stoff und Klappern von Schachteln, Holz und Plastik.
Nach einer Weile sind die besten Stücke alle weggegrapscht, und die Leute beginnen wieder zu kommunizieren, erzählen sich gegenseitig, welche Schnäppchen sie gefunden haben, sehen sich ihre Beute genau an nach Flecken oder anderen übersehenen Mankos, legen sie teilweise zurück und kramen inzwischen ruhiger weiter, ob vielleicht irgendwo noch etwas schönes übersehen worden ist. Die Körbe sind inzwischen randvoll, manche sogar so voll, dass die Hälfte fast wieder hinunterfällt. Einige tragen große sperrige Gegenstände wie Gitterbetten oder Laufställe, andere Bobbycars und Schaukelpferde herum. So manch einer schiebt alles in einem ergatterten Kinderwagen herum.
Dann heißt es zahlen. Man stellt sich hinter ca. dreiundzwölfzigtausend Leuten an, die alle körbeweise Kleidung, Spielzeug etc. bezahlen müssen. Mitunter wartet man eine halbe Stunde, bis man endlich sein Geld loswerden darf. Dann werden die Zettel von den Hosen, Pullis, Spielen, Puzzles, Bobbycars, Hochstühlen und Mützen abgerissen, die Preise zusammengerechnet, und dann darf man seinen Geldbeutel weit aufmachen.
Anschließend versammeln sich alle, nun friedlich, kaufrauschgesättigt und zufrieden, jegliche Konkurrenz begraben, vor dem Kuchenbuffet, erholen sich und pflegen ihre sozialen Kontakte.

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