Donnerstag, 2. März 2006

Ein Ritual

Wozu werden tote Menschen beerdigt? Wenn sie sterben, verläßt die Seele den Körper. Sie spüren nichts mehr, es kümmert sie nicht mehr. Einzig und allein die Hinterbliebenen profitieren davon. Sie gehen hin, suchen Trost in den Worten des Priesters. Viele sind traurig, manche verzweifelt. Traurig darüber, daß die Person sterben mußte. Meinen sie. In Wahrheit sind sie traurig darüber, daß sie diesen geliebten Menschen nie wieder sehen werden. Nie wieder ihren Duft riechen, ihre Worte vernehmen, ihren selbstgebackenen Kuchen essen, oder ihren Geschichten über die Vergangenheit lauschen können. Nie wieder in verträumten Gärten spazierengehen, nie wieder zusammen Erinnerungen formen. Ihre Wege sind getrennt, für eine Weile. Bis sie ebenfalls diese Welt verlassen. Doch scheint es so endgültig.
Die Hiergebliebenen treten an den Sarg, schauen der Toten ins Gesicht, sprechen mit ihr, streicheln sie. Doch sie hört nichts mehr. Sie spürt nichts mehr. Einzig ihre Seele ist im Raum. Vielleicht. Vielleicht hört sie alles, vielleicht sieht sie alles. Aber die Menschen blicken sie nicht an. Schauen nur auf ihren toten Körper. Wünschen, sie wäre noch da. Statt daß sie ihr ein schönes Leben nach dem Tod wünschen. Statt daß sie sich für sie freuen, vom Gefängnis des fleischlichen Körpers befreit zu sein.
Manche lassen ihre Kinder zuhause, verstecken vor ihnen den vermeintlich grausamen Tod. Verstecken den einzigen Teil des Lebens, der unweigerlich auf uns alle zukommt. Trauen ihren Kindern nicht zu, mit etwas völlig Natürlichem umzugehen. Nehmen ihnen die Möglichkeit, sich zu verabschieden. Das ist es, was die Beerdigung ist. Eine Möglichkeit, sich vom geliebten Menschen zu verabschieden. Für die Hinterbliebenen. Für diejenigen, die Angst vor dem eigenen Tod haben, Angst vor der Zukunft. Für diejenigen, die den Tod als endgültigen Abschied sehen, die nur glauben, aber nicht im Herzen wissen, daß es nach dem Tod ein Wiedersehen geben kann. Für diejenigen, die kein Vertrauen haben.
Der Tod ist nur ein Schritt in die nächste Daseinsform, den wir alle einmal tun werden. Ein Schritt in unsere Zukunft. Ein Schritt ins Unbekannte, in ein neues Abenteuer. Lebt dieses Leben freudig, und geht genauso freudig und ohne Angst den Schritt des Todes! So habt ihr wahrhaft gelebt!

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